Das große Circle-Dilemma

Als ARK Invest von Cathie Wood vor kurzem CRCL-Aktien im Wert von 96 Mio. USD verkaufte, war dies nicht nur eine Gewinnmitnahme – es könnte der Beginn einer größeren Trendwende für die Bewertung von Circle sein. Die Aktie des Stablecoin-Emittenten ist seit dem Börsengang am 5. Juni um 500% gestiegen und hat nun eine Marktkapitalisierung von 48 Mrd. USD erreicht.

Institutionelle Logik vs. Krypto-Realität

Als jemand, der seit den Tagen des DAO-Hacks in der Blockchain-Branche tätig ist, finde ich die Bewertung von Circle besonders faszinierend. Traditionelle Investoren sehen ein “PayPal 2.0”, während Krypto-Experten über unhaltbare Subventionen und die Konkurrenz durch BlackRock sprechen. Beide Seiten haben recht – und liegen doch gefährlich falsch.

Die Zahlen erzählen eine ernüchternde Geschichte:

• Umlaufende Aktien: Nur 17,94% der Gesamtmenge (36,34 Mio. von 202,55 Mio.)
• Sperrfrist: 180 Tage verhindern Verkäufe durch Insider
• Kosten für Leerverkäufe: Über 5% pro Jahr

Dies schafft, was wir in der quantitativen Finanzwelt als “Gamma-Squeeze-Spielplatz” bezeichnen – begrenztes Angebot trifft auf unbegrenzte Fantasie der Wall Street.

Warum Leerverkäufe riskant sind

Mehrere Faktoren machen CRCL zu einem gefährlichen Ziel für Leerverkäufe:

1. Narrativ-Dynamik: Aktien können länger irrational bleiben, als Sie solvent sind
2. Strukturelle Vorteile: Gesperrte Aktien schaffen künstliche Knappheit
3. Beta-Spiel: Viele Fonds nutzen CRCL als Proxy für den Kryptomarkt
4. Politische Rückenwinde: Trumps pro-Krypto-Haltung begünstigt regulierte Player

Wie Arthur Hayes treffend bemerkte: “Man sollte CRCL nicht shorten – emotionale Aufschläge haben beängstigende Beschleunigungsvektoren.”

Das Stablecoin-Endspiel

Circle befindet sich in unerforschtem Terrain – zu sehr Krypto für die traditionelle Finanzwelt und zu traditionell für Krypto-Puristen. Der wahre Test kommt, wenn:

• Die Sperrfristen enden
• Das USDC-Wachstum stagniert
• BlackRocks BUIDL an Fahrt gewinnt

Bis dahin? Dieser Londoner Analyst wird mit Popcorn zuschauen. Wenn Finanzinstrumente sowohl Logik als auch Schwerkraft trotzen, ist manchmal die klügste Entscheidung, gar nicht zu handeln.